Ludolf STAAB, Brunnen Inspektor: "Geschichte Marienbads von der aeltesten Zeit bis zur Gegenwart", Erste Wiener Vereins-Buchdruckerei, Selbstverlag, Wien 1872" - S. 18 - 38

 

Dritte Periode

Weitere Fortschritte des Kurortes unter dem Abte Carl Reitenberger (1818-1827)

§ 1.

Badeinspektion

Bei der oben erwähnten, in Marienbad abgehaltenen Kommission wurden zugleich alle jene Momente zur Sprache gebracht und festgestellt, welche auf die weitere Entwicklung und Organisation des aufblühenden Kurortes Einfluß nehmen konnten, als da sind öffentliche. und Privatbauführungen, Lokal- und Polizeiverhälnisse, Sanitätswesen u. s. w.

Zur Ausübung der. Oberaufsicht des Staates, welcher sich die Überwachung, Prüfung und endgültige Entscheidung aller die öffentlichen Kurangelegenheiten betreffenden Objekte vorbehalten hat, wurde schon in der Saison 1819 eine Civil- und Militär-Bade-Inspektion aufgestellt; die erstere in der Person eines Kommissärs der k. k. Stadthauptmannschaft in Prag, die letztere in der Person eines k. k. Offiziers. In den Ressort der Bade-Inspektion gehörte: (1) die Anmeldung der Fremden, (2) die Einhebung der Kurtaxe, (3) das Postwesen, (4) die Handhabung der Polizei gegenüber den Kurgästen, (5) Schlichtung von Streitigkeiten, (6) Aufsicht über das Theater, (7) Bücherzensur und Ähnliches.

Der Übersicht wegen mögen die Namen der Bade-Kommissäre, so lange das Institut selbst bestand und die Zeit ihrer Wirksamkeit folgen:

Vom Civile:

1819-1820 Ludwig Richter.
1821 Der Stift Tepler Oberamtmann Thaddeus Rubritius als Stellvertreter
1822 Ignaz Kopfenberger
1823 Adalbert Graff
1824-1828 Ludwig Richter
1829-1831 Preyssler
1832-1838 Alois Schmiedinger
1839-1844 Vincenz Schohay (Šohaj)
1845 Johann Thums.
1846 Franz Preininger.
1847 Anton Grünes (1848 vacat).
1849 Eugenius von Adda
1850-1857 Adalbert Forster
1858-1859 Anton Grünes
1860-1865 H.Maržik (Mařík)

Vom Militär:

1819-1823 Graf Gorcey, k. k. Hauptmann
1824-1845 Pradatsch (Bradáč), k. k. Hauptmann
1846-1853 Graf Dohalsky, k. k. Major
1854-1867 Leo von Raysky, k. k. Major

Kurkommission

Im Jahre 1866 wurde eine eigene ständige Kurkommission eingesetzt, bestehend aus dem Regierungsvertreter als Vorsitzenden, nämlich dem k. k. Bezirkshauptmann von Tepl (damals und noch gegenwärtig (1872) Alois Becke, dessen reger Eifer und warmes Interesse für den Kurort alle Anerkennung verdienen), dem landesfürstlichen Brunnenarzt, dem Gemeindevorstande und dem Brunneninspektor als Bevollmächtigten des Stiftes Tepl, welche alle öffentlichen, das Wohl des Kurortes betreffenden Angelegenheiten collegialiter beriethen und das jährliche Präliminare für die aus dem Kurtaxfond zu bestreitenden Neubauten und Verschönerungsarbeiten feststellten. So blieb das Verhältnis bis zum Erscheinen des neuen Kurstatutes 1868, wovon weiter unten die Rede sein wird.

 

§ 2.

Sanitätsangelegenheiten

 

Die Sanitätsangelegenheiten wurden von den Ärzten Nehr und Heidler überwacht. Nehr setzte trotz des zunehmenden Alters seine Bemühungen zu Gunsten Marienbads fort. Er hatte eine ausgebreitete Wirksamkeit als praktischer Arzt und war, wie schon bemerkt, Ordinarius des Stiftes Tepl, zugleich Hofrath und Leibarzt des Fürsten Löwenstein. Am liebsten verweilte er in Marienbad, das er mit als seine Schöpfung betrachten konnte und er starb auch hier (+13. September 1820) in seinem Hause "Zur goldenen Kugel". Seine wenigen Ersparnisse bestimmte er zu Stiftungen für seine Vaterstadt Tepl. Sein Name wird in der Geschichte Marienbads fortleben (Nahe dem Kreuzbrunnen steht die Büste, welche ihm "dem ärztlichen Gründer Marienbads" seine Verehrer 1857 errichteten, Bei Gelegenheit des Jubiläums 1868 wurde auch die Gasse, in welcher sein Haus stand, "Nehrsgasse" genannt.)

 

Carl Josef Heidler

Als erster landesfürstlicher Brunnenarzt wurde 1818 Carl Josef Heidler von der Regierung aufgestellt und ihm die Leitung des Sanitätswesens übertragen. Heidler trat in die Fußstapfen Nehrs, er lebte und wirkte nur für Marienbad. Während seiner vieljährigen Wirksamkeit ist Marienbad groß geworden und hat sich den Ruf eines Weltbades errungen. Die meisten neueren Einrichtungen und Verbesserungen bei den Brunnen und in den Badehäusern sind aus seiner Initiative hervorgegangen. Um den Ruf Marienbads nach aussen zu verbreiten, knüpfte Heidler mit medizinischen Zelebritäten Verbindungen an, unternahm Reisen und machte die Resultate seiner Untersuchungen und Erfahrungen in zahlreichen Schriften bekannt.

Literarische Thätigkeit C.J.Heidlers:

C.J.Heidler: "Über die Gasbäder in Marienbad, nebst eine skizzirten Beschreibung dieses Kurorts" Wien 1819
C.J.Heidler: "Marienbad nach eigenen bisherigen Beobachtungen und Ansichten ärztlich dargestellt" 2 B. - Wien 1822
C.J.Heidler: "Regeln für den Gebrauch der Gesundbrunnen und Helbäder in Marienbad" Prag 1826, 4.Auflage 1860, Französisch Prague 1826, 2.édit. 1850
C.J.Heidler: "Marienbad et ses différents moyens curatifs dans les maladies chronique" Prague 1828, édit. 1841
C.J.Heidler: "Über den Gebrauch mineralischer Wässer am Abend, mit besonderer Rücksicht- auf Marienbad. Leipzig 1836.
C.J.Heidler: "Naturhistorische Darstellung des Kurortes Marienbad" Prag 1837
C.J.Heidler: "Die Waldquelle zu Marienbad" Prag 1837
C.J.Heidler: "Ein Fragment aus den Verhältnissen Marienbads zu seinen Lebendigen und Todten" Prag 1837.
C.J.Heidler: "Alte Gründe für den neuen Ruf von Marienbad" Prag 1837
C.J.Heidler-R.Brandeis: "Über die Heilerde oder den Badeschlamm von Marienbad" Hannover 1839.
C.J.Heidler: "Der neue Mineralmoor zu Marienbad als eine Bereicherung der medizinischen Vielseitigkeit dieses Kurortes" Prag 1860

 

Heidler mit dem Prädikate "von Heilborn" ausgezeichnet

Heidlers Wirken, welches der jetzigen Generation (1872) noch im frischen Andenken lebt, fand auch allseitige Anerkennung. Heidler wurde durch Titel und Orden und endlich durch Erhebung in den österreichischen Adelsstand mit dem Prädicate "von Heilborn" ausgezeichnet. Polnische Kurgäste haben ihm im Parke eine Ehrensäule errichtet (1858). Zunehmendes Alter und ein Augenleiden bewogen den vielverdienten Mann (1857), seine Stelle als landesfürstlicher Brunnenarzt, welche er vierzig Jahre bekleidet hatte, niederzulegen und die ärztliche Praxis, keineswegs aber seine schriftstellerische Thätigkeit aufzugeben. Er starb 13. Mai 1866 in Prag. (Aber er wurde auf dem Marienbader Friedhof begraben. R.Š.) Eine von ihm für die hiesigen Armen errichtete Stiftung bekundet seinen Wohlthätigkeitssinn.

Fidelis Scheu

Auf Nehr folgte als Stiftsordinarius und Badearzt in Marienbad Fidelis Scheu, welcher mit und neben Heidler sowohl durch seine literarische Thätigkeit, als durch seine ärztliche Praxis nicht wenig zum Aufschwunge Marienbads beitrug. Er erfreute sich eines großen Vertrauens beim Kurpublikum und wurde 1828 vom König von Bayern zum Hofrath ernannt. Leider starb er schon im besten Mannesalter, 49 Jahre alt, 10. Juli 1830.

"Nehr, Scheu und Heidler" - sagt Vetter ("Handbuch der speziellen Heilquellenlehre" Berlin, 2. Ausg.) - "drei Namen, welche man nur zu nennen braucht, um zu zeigen, daß Marienbad, seitdem es entstand, auch der Seele des Brunnens nicht entbehrt hat, haben gleichmässig das Verhältnis des Brunnens zu den Heilungen, die er bewirkt, zu den Krankheiten, gegen welche er angezeigt ist, begriffen."

Wundärzte und Apotheke

In den Jahren 1819-1821 practicirte auch Doctor Forster aus Plan während der Sommermonate in Marienbad. Als Wundarzt fungirte hier 1818 Bausch und nach ihm Thaddäus Klinger seit 1823, welcher vom Stifte angestellt und besoldet wurde. Wundarzt Thaddäus KLINGER, + 19.12.1788 Luditz, +1.3.1857 Marienbad - seine Grabstätte ist noch in der rechten Marienbader Friedhofsecke.(R.Š.)

Um die benötigten Medicamente nicht aus weiter Ferne beischaffen zu müssen, wurde über Anordnung der Regierung von dem Provisor der Stiftsapotheke Carl Brem eine Filiale im Badehause errichtet (1818). Im Jahre 1819 suchte derselbe um die Bewilligung zur Errichtung einer selbstständigen Apotheke in Marienbad nach und erhielt sie auch in Berücksichtigung seiner um den Kurort erworbenen Verdienste. Er erbaute nun 1819-1820 das Haus "Zum schwarzen Adler'" und etablirte daselbst seine Apotheke.

Hiesiger erste Apotheker Carl BREM, *25.10.1782 Znaim, + 26.6.1845 Marienbad, wo auch seine Grabstätte ist. (R.Š.)

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§ 3.

Kreuzbrunn und Karolinenbrunn

Zu dem Sanitätswesen gehören auch Brunnen- und Badeanstalten, welche noch unter Abt Carl Reitenberger ausser den bereits oben aufgezählten weitere wesentliche Verbesserungen erfuhren.

Der eben neu gefasste Kreuzbrunnen erhielt eine geschmackvolle Kuppelüberdachung mit einem vergoldeten Kreuze, an welche., sich eine auf 72 jonischen Säulen ruhende Colonnade anschliesst (1818).

Etwas früher schon wurde der Neubrunn gefasst, mit einer Kuppel von 8 korinthischen Säulen getragen überwölbt und 1819 zu Ehren der damals regierenden Kaiserin Karolinenbrunn genannt. (Die Widmungsscene war in der Kuppel durch ein Gemälde von Maurus Fuchs dargestellt; es enthielt die Porträts Ihrer Majestät, des Oberstburggrafen Kolowrat, des Prälaten Carl Reitenberger und des Doctor Johann Josef Nehr. Bei dem 1823 vorgenommenen Umbau wurde das Gemälde weggelassen.)

Ferdinandsbrunn - dessen Fassung, Analyse und Name

Bei der alljährlich steigenden Frequenz und der verhältnissmässig geringen Ergiebigkeit des Kreuzbrunnens suchte man den an Wasser wie an Glaubersalz und Kohlensäure viel reicheren Ferdinandsbrunnen mit in den Bereich der Marienbader Heilmittel zu ziehen. Zu diesem Ende erhielt die Quelle - bisher die "Auschowitzer" genannt - welche mit ihrer Umgebung einem weiten Sumpfe glich und beinahe unzugänglich war, nach einer in Gegenwart und unter der Leitung von Sachverständigen vorgenommenen, eben so mühevollen als kostspieligen Reinigung, eine neue Fassung und eine leichte hölzerne Bedachung (1819). Heidler beschreibt den Hergang weitläufig als Augenzeuge. (Siehe dessen "Marienbad nach eigenen Beobachtungen und Ansichten dargestellt"!).

Bei diesen Arbeiten stiess man auf die Überreste der früheren Fassung aus der Zeit Kaiser Ferdinands I. Reuss, welcher die Quelle vor der Fassung analysirte, fand sie 5' 10 1/2" tief, Länge und Breite vermochte er des sumpfigen Terrains wegen nicht auszumitteln. Nach der Fassung unterwarf sie Professor Steinmann einer neuen chemischen Untersuchung und machte das Resultat derselben in einer eigenen Abhandlung bekannt, worin er unter Anderem sagt: "Für die neu her- gestellte Quelle war der Name "Salzquelle" eben so unpassend, als der Name "Auschowitzer" Quelle. Ersterer, weil er einen falschen Begriff davon gegeben hätte, da man unter Salzquellen jene versteht, die vorherrschend Kochsalz enthalten; letzterer, weil die Quelle nunmehr in das Bereich von Marienbad gezogen ist." ("Physikalisch-chemische Untersuchung der Ferdinandsquelle zu Marienbad von Josef Johann Steinmann und ein Anhang über die Heilkräfte der genannten Quelle von J. V. Krombholz" Prag 1821)

Prälat Carl Reitenberger gab der Quelle zur Erinnerung an die erste Untersuchung, deren sie unter Ferdinand I. gewürdigt worden war und zu Ehren des damaligen Kronprinzen, späteren Kaisers Ferdinand I., den Namen Ferdinandsbrunn.

Um den Brunnen fassen, seine Umgebung mit Anlagen bepflanzen und Fahr- und Fusswege anlegen zu können, musste das Stift die umliegenden Wiesen von deren Besitzern um namhafte Summen kaufen oder gegen andere Grundstücke eintauschen. - Später 1826-1827 wurde das hölzerne Dach wieder abgebrochen und die Ferdinandsquelle mit einem kuppelförmigen, auf 10 Säulen ruhenden geschmackvollen Tempel überbaut und an denselben eine 27 Klafter lange nach Süden offene Halle angereiht, welche den Kurgästen bei ungünstiger Witterung die Bewegung im Freien ermöglichte. Den Abschluss dieser Galerie bildet von der einen Seite die Wohnung des Brunnenwärters, von der anderen ein geräumiger Saal, welcher früher häufig zu geselligen Unterhaltungen benützt wurde, gegenwärtig aber als Maschinenhaus dient. - Um den Besuch des Brunnens zu erleichtern, wurde derselbe durch eine am westlichen Abhang des Hamelikaberges angelegte, mit einer Allee bepflanzte Strasse und durch mehrere die Wiesenflur durchschneidende Promenadewege mit dem Kurorte verbunden.

In demselben Jahre 1826 wurde über dem Ambrosiusbrunnen der noch erhaltene Tempel im gothischen Style gebaut.

 

§ 4.

Badehaus und Marienquelle

Mit den Verbesserungen, welche die Quellen erfuhren, hielten jene der Badeanstalten gleichen Schritt. Das Badehaus wurde erweitert und mit Douche- und Dampfbädern bereichert (1820). Die Marienquelle, welche das Badewasser liefert, erhielt 1821 eine neue Fassung und da sie bisher offen stand, eine Überdachung, welche 1828 wieder erneuert wurde.

Gasbäder

Eine Vermehrung des Heilapparates fand um diese Zeit auch statt- durch die Einführung der Gas- und Moorbäder. Zur Einführung der ersteren gab Doctor Struve aus Dresden, der bekannte Erfinder der künstlichen Mineralwässer die nächste Veranlassung. Struve suchte 1818 gegen ein langjähriges gichtiges Leiden des Hüftgelenkes und des linken Schenkels Hilfe in Marienbad. Nach 14tägigem Gebrauche des Kreuzbrunnens, der Marienquellbäder und der Moorumschläge machte er Versuche mit dem Gase, welches aus der Marienquelle und in deren Umgebung aus zahllosen Quellen dem Boden entströmt. Er fühlte bald Erleichterung und nachdem er noch durch drei Wochen diese Kur fortgesetzt hatte, eine bedeutende Besserung seines hartnäckigen Leidens. Struve selbst beschrieb den Verlauf dieser Kur in einem Aufsatze, aus welchem Heidler in seiner Broschüre über die hiesigen Gasbäder (Wien 1819) einer Auszug mitteilt. Noch im Jahre 1818 wurde das erste Gasbad errichtet; das jetzige (1872) Gebäude stammt aus dem Jahre 1828.

BILD: vom links: Marienbrunn, Haufen von Moor und Gasbad.

Moorbäder und Moorlager

Des Mineralmoores bediente man sich zu Umschlägen, zu Hand- und Fußbädern (Nehr!) , und als man so seine ausgezeichneten Wirkungen erprobt hatte, machte man mit gleich günstigem Erfolge Versuche mit Vollbädern (zuerst Heidler!). In Folge dessen wurden 1823 vorläufig 3 Kabinete zum Gebrauche der Moorbäder eingerichtet, zu denen bald noch fünf weitere kamen. Dies war die erste Moorbadeanstalt in Böhmen. Den Moor grub man zuerst in der Nähe der Marienquelle. Da das dortselbst befindliche Lager bald erschöpft war, der Verbrauch bei der gesteigerten Nachfrage aber von Jahr zu Jahr größer wurde, trat die Notwendigkeit heran, bei Zeiten für die Herbeischaffung des notwendigen Moorbedarfes Fürsorge zu treffen: Man untersuchte das ausgedehnte Moorlager auf dem sogenannten Stenkerhau im Rojauer Waldrevier und fand den dort gegrabenen Moor dem bisher gebrauchten vollkommen gleich. (Der bei der Marienquelle gegrabene Moor wurde schon 1817 von Reuss und Steinmann, jener auf dem Stenkerhau 1839 von Doktor R. Brandes analysirt.)

 

Seitdem wurde und wird theilweise noch der für die Saison benötigte Bedarf aus diesem zweiten Moorlager im Winter auf Schlitten herbeigeschafft. Zur Erwärmung des Moores und für das Dampfbad wurden zwei Dampfmaschinen aus Hořowitz bezogen und etwas später ein dritter Apparat zur Erwärmung des Badewassers aufgestellt.

Das neue Badehaus

Um auch die hiesigen Eisensäuerlinge - Ambrosius- und Karolinenbrunnen - besser für Heilzwecke verwerthen zu können, wurde ein zweites Badehaus, seither "das Neue" genannt, längs des rechten Ufers des Hamelikabaches angelegt, welches ausschliesslich zu Stahlbäder dienen sollte (1827). Zur Erwärmung des Badewassers wurde auch hier ein Dampfapparat aufgestellt. Das neue Badehaus, welches bereits im Juli 1828 benützt werden konnte, zählte 10 Badekabinette und ein Douchebad. Der obere Flügel des Gebäudes erhielt einen freundlichen Saal, in welchem Bälle, Conzerte und Reunionen abgehalten wurden, der untere diente zur Wohnung des Bademeisters.

Verwaltung der Badehäuser

Das alte Badehaus war anfangs an Pächter überlassen; als solche folgten sich seit 1808 Johann Ingrisch, Julius Schuh, der Wundarzt Weber und Ignaz Habl. Als das Stift die Badeanstalten in eigene Regie nahm, wurde der letzt genannte Pächter Ignaz Habl als erster Bademeister angestellt und verblieb in dieser Stellung durch mehr als 30 Jahre (+1839). Ihm folgte Basil Hacker, früher in gleicher Eigenschaft im neuen Badehause und diesem im Jahre 1859 Franz Reitenberger. Im neuen Badehause kam an Basil Hacker's Stelle im Jahre 1839 der Wundarzt Johann Koeckert.

 

§ 5.

Versendung des Kreuzbrunnens

Wir haben bereits oben erwähnt, daß Abt Carl Reitenberger gleich in den ersten Jahren seiner Regierung den Kreuzbrunnen an Hospitäler und Ärzte versandte, um ihm eine schnellere Verbreitung zu verschaffen. Der Zweck wurde über Erwarten schnell erreicht. Die mit dem versendeten Wasser vorgenommenen Analysen (von Baron Jacquin in Wien, Doebereiner in Jena, Ziegler in Regensburg und Berzelius in Stockholm) und die damit angestellten Versuche waren ebenso günstig, wie die in Marienbad selbst erzielten Resultate. Der Kreuzbrunnen wurde wegen seiner heilkräftigen Wirkung bald im Auslande bekannt und es trat die Notwendigkeit heran, geeignete Anstalten zu dessen Versendung zu treffen. Die eigentliche Versendungsperiode beginnt mit dem Jahre 1818. In diesem wurden schon größere Quantitäten in das Ausland exportirt und Niederlagen in Prag und Wien errichtet.

Krugfabrik

Die dazu benöthigten Gefässe - irdene Krüge - wurden anfangs aus den Fabriken von Eger und Loretto bezogen; bei dem steigenden Bedarf errichtete das Stift eine eigene Krugfabrik bei dem ehemaligen eine Stunde südlich von Marienbad gelegenen, seitdem ausser Betrieb gesetzten Hochofen, welche noch gegenwärtig (1872) besteht.

Brunnen-Inspektoren

Die Aufsicht über das Versendungsgeschäft, welches in den ersten Jahren wie das Badehaus verpachtet war, sowie über die Quellen und Badeanstalten führte seit 1817 ein Mitglied des Stiftes unter dem Titel: Brunnen-Inspektor. Der erste war

(1) Anselm Gschirr, er wurde aber bereits im folgen- den Jahre durch

(2) Wendelin Gradl ersetzt, durch dessen Umsicht und Thätigkeit die Versendung in geregelte Bahnen gebracht wurde. Ein schweres körperliches Leiden nöthigte ihn 1824 seine Stelle niederzulegen (+1825). Ihm folgte für die Jahre 1825 und 1826

(3) Alfred Zucht, später Professor in Pilsen (+1848) und diesem

(4) Melchior Mahr bis zum Jahre 1836, in welchem er zum Abte gewählt wurde (+1842). Die folgenden Brunnen-Inspektoren bis zur Gegenwart waren:

(5) Paul Frey 1836 -1852 (gegenwärtig Pfarrer in Littitz),

(6) Norbert Spitzl 1852 -1867 (+6.Jänner 1967) und

(7) LudoIf Staab vom Jahre 1867 (Autor dieses Buches).

Dem Brunnen-Inspektor stand ein Kanzelist zur Seite; der erste im Jahre 1820 war Anton Haberzettl. Im Jahre 1826 wurde derselbe zum Brunnen-Verwalter ernannt und ihm Josef Gaksch als Kontrollor beigegeben. Auf Haberzettl, der seine Stelle bis 1861 bekleidete, folgten als Verwalter: von 1861-1862 Josef Gaksch und Alois Schneider im Jahre 1862; als Kontrollore fungirten Josef Gaksch (1827-1851), Alois Schneider (1852 -1862) und seitdem (1872) Wilhelm Egerer.

Inspektions- und Versendungshaus

Zur Wohnung des Inspektors wie zur Aufbewahrung der leeren und gefüllten Krüge mietete das Stift ein dem Kreuzbrunnen nahe gelegenes hölzernes Häuschen, das Pfrognerhäuschen genannt (Es war eines der zwei ältesten 1786 erbauten Häuschen; der erste Besitzer war Anton Fischer, der damalige hiess Pfrogner.), bis es 1821 das Nehr'sche Haus (Goldene Kugel) von dessen Erben käuflich an sich brachte und zur Wohnung des jeweiligen Brunnen-Inspektors bestimmte.

Im Jahre 1819 wurde oberhalb des Kreuzbrunnens gegen Norden das erste Versendungshaus (Füllschupfe genannt) im kleinen Maßstabe aufgeführt. Es enthielt eine Kanzleistube und die sonstigen, zum Versendungsgeschäfte unentbehrlichen Lokalitäten.

 

§ 6.

Planirungsarbeiten

Wenn die bisher aufgezählten Veranstaltuilgen durch das dringende Bedürfniss eines Km'ortes geboten waren, so wurde doch nichts verabsäumt, was zur Verschönerung desselben, so wie zur Bequemlichkeit und zum Vergnügen der Badegäste dienen konnte. Die Planirungsarbeiten nahmen unter der verständigen Leitung Skalnik's einen raschen Fortgang. Die wilde, von Giessbächen zerrissene, mit Felsblöcken, Wurzeln, Baumstöcken und Sümpfen bedeckte Waldschlucht verwandelte sich sichtlich Ii eine anmuthige Wiesenfläche, welche nun Baumgruppen, Gebüsche und Blumenbeete zierten, und besandete Wege nach allen Richtungen durchschnitten.

BILD: Skalniks Zeichnung seines Parkanlagen-Plan.

Die Bäche wurden in ihrem Laufe geregelt und überbrückt, die Strassen im Innern des Ortes vollendet und vor den Häuseln Trottoirs gelegt (1822). In demselben Jahre wurde zur Bequemlichkeit der Gäste die mehr als 900 Fuss lange Promenade vom Kreuz- zum Karolinenbrunnen ausgesteckt, in den zwei folgenden Jahren vollendet und mit einer Allee bepflanzt. So weit war in wenigen Jahren das Verschönerungswerk im Innern gediehen, daß man, um dem Badepublikum weitere schattige Excursionen zu ermöglichen, schon daran denken konnte, im nahen Walde Fusswege anzulegen, die- selben allmälig weiter und weiter bis auf die höheren Bergkuppen zu führen und diese mit geschmackvollen Pavillons zu zieren, von welchen sich eine reizende Fernsicht eröffnet. Das erste Gloriette dieser Art wurde auf der Amalienshöhe am südlichen Abhange des Steinhaues zu Ehren der zum Kurgebrauche anwesenden Erbprinzessin Amalie von Altenburg errichtet (1827).

Brunnenorchester

Für die Erheiterung der Gäste während der Trinkstunden sorgte seit 1821 ein eigenes ständiges Brunnen-Orchester unter der Direktion des Josef Schurwan aus Einsiedl, während in den drei vorausgegangenen Jahren sich nur zeitweilig Musiker aus der Umgegend in Marienbad aufhielten. Der einfach schlichte Mann, welcher unter einem mehr als bescheidenen Aeusseren eine große künstlerische Vollendung barg, versah zur allgemeinen Zufriedenheit die Stelle bis in sein hohes Alter (+1842), Die Kapelle spielte auch bei den damals häufiger als jetzt abgehaltenen Bällen und Reunionen, sowie im Theater. Um nämlich Abwechslung in die Unterhaltungen und Zerstreuungen der Badegäste zu bringen, wurde 1820 ein Interimstheater von Holz aufgestellt, in welchem während der Saison von einer Schauspielergesellschaft Vorstellungen gegeben wurden. Auch ein Lesekabinet wurde in dem genannten Jahre im Badehause eingerichtet; später übernahm es die hier etablirte Buchhandlung.

Promenaden-Saal

Um auch bei ungünstigem Wetter das Promeniren während der Trinkstunden zu ermöglichen, war ein größerer Saal wünschenswert. Diesem Wunsche nachkommend erbaute das Stift den großen 40 Klafter langen und 5 Klafter breiten Promenaden-Saal (im Jahre 1823 begonnen), welcher durch den späteren Anbau eines etwas schmäleren Ganges mit der Kreuzbrunnenkolonnade in unmittelbare Verbindung gesetzt wurde (1827). An dem unteren Ende dieses Saales wurden längs der Promenade 24 Verkaufsläden (Boutiquen) angereiht (1828, im Oktober vollendet), welche eine offene Säulen- laube bilden und Geschäftsleuten pachtweise überlassen werden.

 

§ 7.

Privatbauten

Da die Frequenz Marienbads im steten Steigen begriffen war und das Stift Alles aufbot, um den Bedürfnissen und Wünschen des Badepublikums entgegen zu kommen, so wurde auch bei Privaten die Baulust um so mehr geweckt, als das Stift die neuen Ansiedler vielfach unterstützte und begünstigte. Um das schöne Bild eines einheitlichen Ganzen zu erhalten, wurde schon in Folge der obgenannten Lokalkommission ein Situationsplan entworfen, in welchem mehrere neue Baulinien verzeichnet waren. Nach den bestehenden Gesetzen mussten die Pläne zu allen öffentlichen und Privatbauten der Landesbaudirektion zur Prüfung vorgelegt wer- den. Die Ausführung stand unter der Aufsicht des Stiftsbaumeisters Josef Thurner. Die Zahl der Häuser stieg vom Jahre 1818-1827 von 16 auf 46, welche meistens schon in größerem Maßstabe angelegt und den Anforderungen der Neuzeit entsprechend mit mehr Comfort eingerichtet waren. Unter ihnen befanden sich die zwei großen Hotels - Gasthof Klinger und Stadt Weimar.

Goethe in Marienbad

Mit welcher Rührigkeit man damals in Marienbad baute und verschönerte, ersehen wir aus einem Briefe Goethe's an Zelter, worin der große Dichter schreibt (1820): "Dann besuchte ich Marienbad, eine neue bedeutende Anstalt, abhängig vom Stifte Tepl. Die Anlage des Ortes ist erfreulich; bei allen dergleichen finden sich schon fixirte Zufälligkeiten, die unbequem sind, man hat aber zeitig eingegriffen. Architekt und Gärtner verstehen ihr Handwerk und sind gewohnt, mit freiem Sinn zu arbeiten. Der Letzte, sieht man wohl, hat Einbildungskraft und Praktik: er fragt nicht wie das Terrain aussieht, sondern wie es aussehen sollte; abtragen und ausfüllen rührt ihn nicht. Mir war es übrigens, als wäre ich in den nordamerikanischen Einsamkeiten, wo man ,Wälder aushaut, um in drei Jahren eine Stadt zu bauen. Die niedergeschlagene Fichte wird als Zulage verarbeitet; der zersplitterte Granitfels steigt als Mauer auf und verbindet sich mit den kaum erkalteten Ziegeln; zugleich arbeiten Tüncher, Stukateure und Maler von Prag und anderen Orten im Accord gar fleissig und geschickt; sie wohnen in den Gebäuden, die sie in Accord genommen und so geht Alles unglaublich schnell." (Siehe: Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter. Berlin, 1834. S. 83. Goethe war hier auf den Rath Hufelands zum Kurgebrauche In den Jahren 1821, 1822 und 1823 und benützte die freie Zeit gerne zu mineralogischen und botanischen Exkursionen. Ein Obelisk am Hamelikaberg (seit 28. August 1849, seinem 100jährigen Geburtstag) - Göthesitz genannt - bezeichnet den Platz, an welchem der grosse Dichter gerne verweilte. Goethe wohnte in dem Hause "Zur goldenen Traube" am Kirchenplatz, wie aus einer am Hause angebrachten Tafel ersichtlich ist.)

Hufeland

Und A. W. Hufeland sagt bei Gelegenheit seiner Reisebemerkungen im Herbst 1823, als er unseren Kurort das erste Mal sah: "Marienbad war für mich eine der erfreulichsten Erscheinungen meiner Reise. Auf der Stelle, wo vor zehn Jahren nur einige Hütten standen, steht jetzt (1823) schon eine kleine Stadt, bestehend aus 42 Häusern, ja zum Theil Palästen, welche in schöner Symmetrie den Heilquell und seine Kolonnaden und Alleen umgebend, das Ganze wieder umschlossen von dem dunklen Grün des Waldgebirges, beim Eintritte einen wunderbar überraschenden und romantisch anziehenden Anblick gewähren. Fürwahr, es ist ausserordentlich, was hier in dem kurzen Zeitraume geleistet ist und ich glaube, es wird nicht leicht ein ähnliches Beispiel aufzuweisen sein. Nicht blos für die größte Bequemlichkeit und Eleganz der Wohnungen, für alle Lebensbedürfnisse und Annehmlichkeiten ist gesorgt, sondern was mehr sagen will, man findet alle nur wünschenswerthen Einrichtungen für den zweckmässigen Gebrauch, Bäder, Douchen, Gasbäder, Schlammbäder. Und man bleibt hier nicht stehen. Eines muss ich noch anführen, daß nämlich Goethe, der Stolz unserer Nation, im Kreuzbrunnen nach einer schweren Krankheit seine beste Hilfe und in diesem Sommer die vollkommenste Wiederherstellung gefunden hat."

Gemeindevermögen

Da Marienbad, wie bemerkt, zu Ende dieses Zeitabschnittes bereits 46 Häuser zählte, eine Ziffer, welche die von Abt Reitenberger ursprünglich bestimmte schon überstiegen hatte, so bildete der Kurort nach den damaligen Verhältnissen immerhin eine respektable Landgemeinde. Um ihr auch in der Bildung eines eigenen Gemeindevermögens behilflich zu sein, bestimmte Carl Reitenberger 1823, dass die Zinsungen für die seither verliehenen Hausbausteilen, sogenannte Landemien (zur Anerkennung des Obereigenthumes) und die in zeitlichen Genuss überlassenen Gartenplätze in die Marienbader Gemeindekasse fliessen und zur Bestreitung der Kosten für Strassenbeleuchtung, zur Anlegung der Trottoirs und zu anderen Gemeindezwecken im Einverständnisse mit dem Stifte verwendet :!erden sollen. In Folge eines 1840 getroffenen Uebereinkommens gestattete das Stift, dass diese Begünstigung bezüglich der Einzahlung der Zinsen in die Gemeindekasse .sich auch auf die bis 1830 verliehenen Baugründe erstrecken solle. Sie betrugen eine Summe von jährlichen 241 fl. 24 kr. Conv. M.

Die Gemeindevorsteher

Die Gemeindevorsteher wurden vom Stifte ernannt. Es waren, seit Marienbad als eigene Gemeinde constituirt wurde, folgende:

(1) Franz Josef Seidl bis 1817,

(2) Josef Lang von 1817-19,

(3) Wundarzt Pausch im Jahre 1820,

(4) Wenzel Lippert von 1821-24,

(5) Wenzel Skalnik von 1824-43.

 

§ 8.

Kapelle

Wenn in Marienbad so viele Momente zusammenwirkten, um ihm allmählig das Aussehen, den Comfort und Luxus eines Weltbades zu geben, so wurden dabei die religiösen und humanitären Interessen nicht ausser Acht gelassen.

Die 1808 von Nehr und dem Stiftssekretär Würnitzer in der Nähe des Kreuzbrnnnens erbaute kleine Kapelle wurde 1820 abgetragen und eine grössere an einem zweckmässigeren Platze, fast in der Mitte des Ortes, hergestellt. Nachdem sie noch in demselben Jahre von dem Prager Domscholastikus Franz Caroli feierlich benedicirt worden war, konnte darin täglich von dem Brunneninspektor das h. Messopfer dargebracht werden. Im Jahre 1825 erhielt die Kapelle einen größeren Altar, 1826 eine kleine Orgel (Positiv) und ein schönes Altarbild, welches die Himmelfahrt der seligsten Jungfrau, der Patronin des Ortes, darstellte. Wie viele heisse Gebete mögen hier zum Himmel emporgestiegen sein, um durch die Fürbitte Mariens das verlorene Gut der Gesundheit wieder zu erlangen, wie viele innige Danksagungen für die gnädige Gewährung der Bitten! Zeugen davon sind die vielen Krücken und Stöcke, welche die Genesenen als Votivgeschenke in der Kapelle zurückliessen. Sie wanderten später in die vergrößerte Kapelle und endlich in die neu gebaute Kirche, "Lange - sagt ein im Jahre 1816 Genesener - hatte ich die trefflichsten Bäder, auch die des glücklichen Böhmens, ach, stets mit getäuschter Erwartung gebraucht. Die Pein des Verzweifelns fasste mein Gemüth und half den Rest der Lebenskräfte verzehren, als mich der Zufall in das von ferne mir genannte Marienbad führte, wo ich durch den sechswöchentlichen Gebrauch der Mineralquellen wie neu geboren meine beiden Krücken entzückt zu den andern stellen konnte, die der fromme innige Dank der vielen daselbst Genesenen zum ermunternden Andenken in der Ortskapelle häuft." (S, Prager Zeitung 21. August 1816 und Sartori "Taschenbuch für Karlsbads Kurgäste," 1817, S.158.)

Der Plan Reitenberger's, ein grossartiges Gotteshaus zu erbauen, blieb seinen Nachfolgern zur Ausführung überlassen.

Schule

Bei der vermehrten Einwohnerzahl machte sich auch das Bedürfniss einer eigenen Schule geltend. Sie wurde im Jahre 1820 errichtet und in Ermanglung eines eigenen Gebäudes in Privathäusern untergebracht.

Kurhospital

Unter den Kurgästen Marienbads war die unbemittelte Klasse stets zahlreich vertreten. Das Stift gab, soweit die beschränkten räumlichen Verhältnisse es gestatteten, unentgeltliche Wohnung und Verpflegung im alten Traiteurhause und in anderen ihm zugehörigen Gebäuden. Frühzeitig dachte man aber an die Errichtung einer eigenen Anstalt zur Aufnahme und Verpflegung der kurbedürftigen Armen und im Jahre 1825 kam der fromme Gedanke zur Ausführung. Das Stift erbaute nämlich (1825-27) aus eigenen Mitteln das sogenannte allgemeine Kurhospital und war zugleich bemüht, zu dessen Unterhaltung einen eigenen Fond zu gründen. Der allmählig gebildete Fond erhält sich noch fortwährend durch milde Beiträge der Badegäste, durch den Ertrag einiger Reunionen und durch die Zinsen der bereits fruchtbringend angelegten Kapitalien.

 

§ 9.

Rückblick

Vergleicht man Marienbad, wie es noch im ersten Dezennium dieses Jahrhundertes war, mit dem Marienbad, welches sich im Jahre 1827 (dem letzten der Regierung Reitenberger's dem Beobachter darstellt, so wird man staunend fragen, wie es möglich war, in so kurzer Zeit so Vieles und so Grosses zu leisten, aus einem sumpfigen Moorgrund ein lieblich reizendes Panorama zu schaffen, mit welchen Mitteln und von wem dieses in's Werk gesetzt worden ist. Die Antwort lautet: Alles dieses hat das Stift Tepl größtenteils aus seinen eigenen, damals sehr beschränkten Mitteln geleistet.

Reitenbergers Werk

Bei Gelegenheit des Jubiläums (1868) wurde sein Andenken durch die Benennung einer Gasse "Reitenberger Gasse" geehrt, Carl Reitenberger wurde in seinen auf die Hebung des neuen Kurortes gelichteten Bestrebungen vorzüglich durch zwei Umstände bestärkt, einmal durch die Wahrnehmung, dass mit der fortschreitenden Verschönerung Marienbads und mit der Verbesserung und Vermehrung seiner Anstalten auch die Zahl der Gäste aus den höheren und höchsten Ständen (im Jahre 1824 waren hier 14 Glieder fürstlicher Familien anwesend) alljährlich zunahm, und dann war es die huldvolle Anerkennung seiner bisherigen Leistungen von Seite hochgestellter Persönlichkeiten, welche ihn mit neuem Eifer belebte. Diese Anerkennung wurde ihm zu Teil von Seite des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preussen, welcher 1821 (18. bis 20. Juli) in Marienbad verweilte und dem Abte von Berlin als Zeichen der Erinnerung an Marienbad eine kostbare Porzellanvase übersandte; sie wurde ihm zu Theil von Seite Kaiser Ferdinand I., welcher 1824 (19. und 20. Juni) als Kronprinz Marienbad besuchte und in Begleitung Reitenberger's die einzelnen Anstalten des neubegründeten Kurortes in Augenschein nahm, beginnend bei dem ihm zu Ehren genannten Ferdinandsbrunnen, unter dessen Kuppel das älteste Marienbad betreffende Dokument (die oben erwähnte Zuschrift Ferdinand I. vom Jahre 1528) vom Brunnenarzte Dr. Heidler vorgelesen wurde.

Kurtaxe

Wohl gestattete die Regierung seit 1818, dass das Stift zu Zwecken der öffentlichen Verschönerung "von den vermöglichen Kurgästen" eine Taxe von 2 fl. Wien.Währ, (nach der heutigen Valuta 84 kr.) einhebe, welche 1828 auf 2 fl. Conv. M. (2 fl. 10 kr.) erhöht wurde. Allein diese reichte bei weitem nicht aus zu den dringendst gebotenen Bauten und Anlagen. Den Abgang deckten fortwährend die Stiftsrenten und als das Stift 1851 die Verwaltung des Kurtaxfondes an die neukreirte landesfürstliche Kurkommission übergab, hatte es noch eine Forderung von 48.760 fl. an den genannten Fond, auf welche es großmütig verzichtete. Marienbad kann mit vollem Rechte als eine Schöpfung des Stiftes Tepl bezeichnet werden.

(Fortsetzung.)

 

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