Ludolf STAAB, Brunnen Inspektor: "Geschichte Marienbads von der aeltesten Zeit bis zur Gegenwart", Erste Wiener Vereins-Buchdruckerei, Selbstverlag, Wien 1872" - S. 1 - 17

Erste Periode - Alte Geschichte

Diese Periode erzählt die älteste Geschichte Marienbads bis auf Nehr 1780.

§ 1.

Historische Quellen

So reich Marienbad an mineralischen Quellen ist, so sparlich fliessen die historischen, welche uns über die Auffindung und die ersten Schicksale seiner Gesundbrunnen befriedigenden Aufschluss geben konnten. Diess darf jedoch nicht Wunder nehmen. War ja dieses reizende Thal, welches jetzt Marienbad heisst, noch vor hundert Jahren eine unwirthliche sumpfige Wildniss, welche wohl selten von dem Fusse eines Wanderers betreten wurde. Auch die erfinderische Sage, welche über die Entdeckung anderer Mineralquellen und Kurorte so viel Romantisches zu erzahlen weiss, lasst uns hier ohne Nachricht. So mögen wohl Jahrhunderte lang diese Quellen nur Jägern, Holzarbeitern und Kohlenbrennern bekannt gewesen sein und wieder durch Jahrhunderte wurden sie von den Landleuten der Umgegend ohne ärztliche Anordnung in ihren Krankheiten benützt, bis der Ruf ihrer Heilkraft sich Bahn brach, in weitere Kreise drang und die Aufmerksamkeit der Fachmänner auf sie hinlenkte.

Annalen des Stiftes Tepl

Die einzigen historischen Quellen, welche uns über die alte Zeit zu Gebote stehen, sind die Annalen des Stiftes Tepl. Aber auch ihre Berichte über Marienbad reichen nicht über das 16. Jahrhundert zurück und geben nur wenige fragmentarische Notizen, welche in Bohuslaus Balbin's "Miscellanea historica regni Bohemiae" (Prag, 1679, Lib. I. Cap. 12 und 26) abgedruckt sind. Balbin nahm nämlich die Mitteilungen seines gelehrten Freundes, des Tepler Chorherrn und Archivars Alois HACKENSCHMIDT wörtlich in sein Werk auf ("referam, quae scripsit").

Bei dieser Dürftigkeit der Quellen scheint es angezeigt und dürfte für manche Leser nicht ohne Interesse sein, wenn wir die Berichte derselben in möglichster Vollständigkeit vorführen.

Die Mineralquellen sind Eigenthum des Stiftes Tepl

Die Waldstrecke, auf welcher die Mineralwässer Marienbads dem Schoosse der Erde entströmen, ist Eigentum des Prämonstratenser Stiftes Tepl seit dessen Gründung. Der Stifter desselben ist Hroznata, der Sprosse einer der ersten böhmischen Adelsfamilien, welcher in Folge eines Gelübdes das Kloster erbaute, mit Chorherren des eben aufblühenden Prämonstratenser-Ordens bevölkerte und reichlich dotierte (1196). Hroznata nahm später selbst das Ordenskleid und wurde wegen der mutigen Verteidigung der Rechte und Güter seines Stiftes auf einer Reise gegen Lichtenstadt von Raubrittern gefangen und auf die Feste Kinsberg im Egerlande gebracht, wo er in Folge erlittener Misshandlungen starb (+ 14. Juli 1217).

Aelteste Namen unserer Quellen

Der Name Marienbad war in der alten Zeit unbekannt. Unsere Quellen werden zuerst unter dem Namen der "Tepler und Auschowitzer Säuerlinge" erwähnt; den ersteren erhielten sie, weil sie auf der Domäne Tepl und den letzteren, weil sie in der Nähe des Dorfes Auschowitz gelegen sind.

(Die Fussnote) Das Dorf Auschowitz (Vssvice) scheint früher in der nächsten Nähe unserer Quellen gestanden zu haben. Denn die Annalen des Stiftes erzählen, daß Abt Peter (1324-1339) in dem teilweise gelichteten Grenzwalde ein neues Dorf, Namens Kapelc angelegt habe, dasselbe jedoch auf Geheiss des Königs Johann von Luxemburg wieder abbrechen müsste, weil dieser bei weiterer Ausrodung des Waldes für die Sicherheit der Landesgrenzen gegen Deutschland (dag Egerland gehörte dama1s zu Deutschland) fürchtete. Jedoch gestattete derselbe König auf Ansuchen des Abtes Beneda (1339-1358), dass das Dorf Auschowitz weiter herabgerückt werde, damit die Insassen desselben zugleich die bei Kapelc urbar gemachten Grundstücke benützen könnten. (3. September 1341, Annal. Tepl. Tom. I. Document N. 35.). Aus dieser ursprünglichen Lage des Dorfes Auschowitz dürfte es auch erklärlich sein, wie die Besitzungen desselben bis in das heutige Marienbad hineinreichten und bei der Anlage des Kurortes von dem Stifte durch Kauf und Tausch erworben werden mussten.

§ 2.

Erste authentische Nachricht über den Ferdinandsbrunnen

Die ersten authentischen Nachrichten über unsere Quellen betreffen den zwischen Marienbad und Auschowitz gelegenen Ferdinandsbrunnen und betrachten denselben sonderbarer Weise als eine Salzsoole, aus welcher sich Kochsalz gewinnen liesse.

König Ferdinand I. wollte in väterlicher Fürsorge seinem reichgesegneten aber an Salz armen Königreiche Böhmen auch die Wohlthat und Ehre eigener Salzerzeugung verschaffen. Auf seine diessbezügliche Aufforderung berichtete der Abt Anton von Tepl (1526-1535) an den kaiserlichen Beamten Christof von Genndorf über das Vorhandensein einer vermeintlichen Salzquelle auf seinem Territorium, worauf der Kaiser in einem eigenhändig signierten Schreiben den Abt beauftragte, er moge den kaiserlichen Kammerboten zu diesem Brunnen geleiten lassen, damit er daraus das zur Anste11ung von Versuchen nötige Wasser schöpfe. Das Schreiben lautet also:

"Ferdinand von Gots Gnaden zu Hungarn, Beheim etc. Kunig, Infant in Hispanien, Ertzherzog zu Oesterreich, Marggraff zu Maehern etc.

Andechtiger, getrewer Lieber. Uns hat Christoff zu Genndorff vnderricht, welchemassen du jme angezaiget, das du auff deinen vnd des Convents zu Toepel grunten einen Salzprunnen, wie du dich bedunkhen lassest, haben sollest. Vnd dieweil wir dann bedenkhen, ďas wir vns vnd vnserm Kunig- Reich zu Beheim nicht kleinen nutz vnd Fürderung durch ein Saltz-Perckwerg oder Saltz-Syeden auffrichten moechten demnach empfelhen wir dir mit Ernnst vnd wollen, das du Vnverzug fürderlich diesem gegenwaertigen unserm Camerpoten zu denselben Saltz-Prunnen zu fueren verordnest vnd jme gelegenhait der sachen chains wegs verhaltest. Davon soll er Wasser in Flaschen schoepffen vnd vns weitter zu unser notturfft zuversuechen vnd zuermustern ueberandwortten. Daran thuest du unser Ernnstliche maynung. Geben auff unsern khunigelichen Sloss zu Prag am XXVII tag Aprilis Anno 1528. Unserer Reiche im Anndern.

Ferdinand vidit Joannes de Wartenberk. Ad mandatum regiae majestatis: Ziabka de Limperg.

(Die Fussnote) "Das Originale befindet sich im Stiftsarchive. In margine steht: "Scribitur Abbati monasterii Tepl de quodam fonte salis noviter invento, quatenus de illa aqua ad probam, si exinde sal excoqui possit, Pragam duas lagenas mittat."

Über das Resultat der mit dem Ferdinandsbrunnen zur Gewinnung von Kochsalz angestellten Versuche haben .wir keine Kunde. Nach dem damaligen Stande der Chemie mochte es befriediget haben. Denn gewiss ist, daß man an Ort und Stelle selbst Vorbereitungen zur Salzerzeugung machte. Als nämlich im Jahre 1819 der Ferdinandsbrunnen neu gefasst wurde, fand man eine alte Verschrottung aus starken Kieferbrettern, welche inkrustiert und von der Salzsäure geschwärzt, sonst aber gut erhalten war. Erst eine längere Erfahrung dürfte gezeigt haben, daß das Wasser wohl reich an Glaubersalz sei, aber einen zu geringen Gehalt an Kochsalz mit sich führe. Demungeachtet wurde der Versuch zur Gewinnung von Kochsalz nochmals wiederholt, wie wir weiter unten sehen werden.

§ 3.

Waldreservation

Die mit dem Ferdinandsbrunnen angestellten Versuche legen allerdings die Vermutung nahe, dass auch die übrigen Mineralquellen nicht unbekannt waren; indess ausdrückliche Erwähnung geschieht ihrer nicht. Die bald darauf eingetretenen politischen Verhältnisse (Türkenkriege) lenkten die Auf- merksamkeit der Regierung nicht bloss vom Ferdinandsbrunnen ab, sondern führten Hindernisse herbei, welche die weitere Pflege und Emporbringung unserer Heilquellen auf Jahrhunderte hinaus erschwerten; ich meine die s.g. Waldreservation. König Ferdinand, durch Geldverlegenheit gedrängt, verpfändete einen Theil des Stiftsgutes.

(Die Fussnote) "Ein eben so beliebtes als bequemes Auskunftsmittel zur Beschaffung des nötigen Geldes in der Zeit der Not, welches auch später oftmals in Anwendung gebracht wurde. - Bona ecclesiastica sunt bona cameristica?".

Es war nämlich 22 Ortschaften, worunter auch Auschowitz mit dem anliegenden Walde um die Summe von 12000 ft. an die Herrn von Pflug auf Petschau und Schlaggenwald unter der Bedingung, daß das verpfändete Gebiet erst 6 Jahre nach dem Tode des Hans Pflug, damals Landeskanzlers und dessen Vetters Kaspar von dem Stifte eingelöst werden dürfe (1530 und 1534). Zwar kam das Stift schon früher (19. Dezember 1549) ohne die bedungene Einlösungssumme in den Wiederbesitz seines Eigenthumes, weil Kaspar Pflug als Rebell in die Acht erklärt und darum auch seiner Güter verlustig wurde, jedoch blieben die sämmtlichen Stiftswaldungen, welche innerhalb der Grenzen jener 22 Ortschaften gelegen waren, dennoch dem Aerar reserviert.

(Die Fussnote) "Annal. Tepl. 2. Abtheil. Urkunden N. 167.169.176.177."

Und eben die Fortdauer dieser Reservation war, wie bemerkt, bei allen späteren Versuchen, die Auschowitzer Quellen emporzubringen, das Haupthinderniss. So machte, als Abt Andreas von Ebersbach (1599-1629) diesen Quellen grossere Sorgfalt zuwenden wollte, der Verwalter des Schlaggenwalder Bergoberamtes, welches die reservierten Wälder überwachte, Theodor Vahel von Lilienau, nicht bloss die bestehende Reservation der Forste in ihrem ganzen Umfange geltend, sondern dehnte sie auch auf alle Salzwerke aus und als solches galt noch immer der Ferdinandsbrunnen.

(Die Fussnote) "Vid. dessen Zuschrift an das Stift von 11. Juni 1625."

§ 4.

Die Auschowitzer Quellen sind schon weit bekannt

Inzwischen hatte sich bis zu dieser Zeit (erste Hälfte des 17.Jahrh.) der Ruf der Auschowitzer Quellen und ihrer Heilkraft schon weit über die engen Grenzen der nächsten Umgegend verbreitet. Den Beweis hiefür finden wir in ihrer s Erwähnung bei böhmischen Schriftstellern des 17. Jahrhundert, in den Berichten der Stiftsannalen und in einigen durch den Gebrauch dieser Quellen bewirkten hervorragenden Krankenheilungen.

Werden erwähnt von Stransky und Merian

Erwähnt werden unsere Quellen, um nichts zu sagen von J. Thoelde ((Die Fussnote) J. Thoelde: Haliographia oder Beschreibung aller Salzmineralien. Leipzig 1603. S. 194). Er sagt: "Bei einem Kloster, zu der Dopl genannt, befindet sich eine Salzsoole bei einem grossen Walde." Er bloss den Ferdinandsbrunnen nennt; von Stransky

(Die Fussnote) Paul Stransky: De republica Bojema. 1. Aufl. 1634. 2. Aufl. 1643. übersetzt, berichtiget und ergänzt von Ig.Cornova, Prag 1692 - 1. Band, S. 14.,

und von Merian

(Die Fussnote) Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Francof.1650. S. 82.), wiewohl deren Angaben theilweise unrichtig sind.

STRANSKY zeigt nämlich unsere Quellen als warm an. Er sagt: "Černa hora, landecium similiter et Tepla tepidas habet undas;" und Cornova übersetzt: "Auch Černahora, Landeck und Tepl haben warmes Wasser." Stransky war hier offenbar in einem Irrtum, da nach den von Reuss

(Die Fussnote) Reuss F. A.: Das Marienbad bei Auschowitz auf der Herrschaft Tepl. Prag 1818. S. 26

und Heidler ((Die Fussnote) Heídler: Marienbad nach eigenen bisherigen Beobachtungen und Ansichten ärztlich dargestellt. Wien 1822. 2 B. S. 223) beigebrachten Beweisen díe Marienbader Quellen dem Schoosse der Erde von jeher kalt entströmten und auch kalt geblieben sind.

Wahrscheinlich hat Stransky Tepl mit Teplitz verwechselt; denn sein Übersetzer Cornova sagt in der Vorrede, dass Stransky bei Verfassung seines Werkes von den nöthigen Hilfsquellen und Urkunden entfernt im Exile lebte, daher sich leicht manche Unrichtigkeiten einschleichen konnten. Jedoch hat Cornova selbst den Irrthum nicht berichtiget.

M. MERIAN bemerkt (er spricht von dem heutigen Teplitz): "Es liegt auch Toeplitz, teils Tepla, Dobel und Toppel bei Landek, Dřeussing (Theusing), Wšerub (Wscherau) und Menetung (Manetin) in dem Pilsner Kraiss, wie einberichtet. Diese beiden Teplitz werden sogar bei den Historicis, der Zeitungsschreiber zu geschweigen, oftmals nicht unterschieden, dáher dann leicht ein Irrtum erfolgt."

(Die Fussnote) Auffallend bleibt immerhin der Name Tepl (vom czechischen teplo=warm). Die Stadt Tepl wurde dem Kloster schon bei der Stiftung als Eigentum zugewiesen, ist also älter, als dieses. Woher nun dieser Name, dessen etymologísche Bedeutung mít den klimatischen Verhältnissen im schneidendsten Widerspruche steht und damals gewiss noch mehr stand? Wir hätten hier einen wahren lucus a non lucendol Der Podhorn, ein Basaltkegel mit Tuffablagerungen ist nach dem Urteile der Geologen ein ausgebrannter Vulkan. Sollte unter dieser Voraussetzung die Annahme eine zn gewagte sein, dass die klimatischen Verhältnisse in der Urzeit andere gewesen sind?

§ 5.

Werden erwähnt in den Annalen des Stiftes Tepl

Genauere und umfassendere Kunde über die Auschowitzer Quellen im 17. Jahrhundert geben uns die Annalen des Stiftes Tepl. (Tom.II.) Sie beanspruchen volle historische Glaubwürdigkeit, da der Verfasser dieser Partie, der genannte Alois Hackenschmidt als Augenzeuge spricht.

Hackenschmidt drückt zuerst seine Verwunderung aus über die grosse Menge der Mineralquellen auf der Domaine Tepl (mehr als 40), zählt die Ortschaften auf, wo sie sich befinden und bemerkt, dass die Landleute sich ihrer als Arznei und gewöhnliches Getränk bedienen.

(Die Fussnote) Heidler sagt, dass nach amtlichen Erhebungen im Umkreise dreier Stunden von Marienbad sich 123 Mineralquellen befinden.

Bei Auschowitz erwähnt er 6 Quellen, 2 nahe beim Dorfe und 4 in dem angrenzenden Walde.

(Die Fussnote) "Auschowitz, pagus versus Egram uno milliari a monasterio situs habet fontes sex; duo adjacent ipsi pago, quibus subditi et transeuntes pro ordinaria potione utuntur, alii quatuor in vicina sylva. (Balbin pag. 66). Von den beiden in der Nähe des Dorfes erwähnten Säuerlingen ist der eine oberhalb der Kirche gegen Wilkowitz, der andere auf der s.g. Pottawiese zwischen Auschowitz und dem Ferdinandsbrunnen gelegen."

Dass Hackenschmidt unter den beim Dorfe gelegenen Quellen den heutigen Ferdinandsbrunnen nicht gemeint habe, geht daraus hervor, daß er desselben an einer anderen Stelle erwähnt, wo er sagt, "daß bei Auschowitz ein gesalzener Brunnen mit reichlichen und unerschöpflichen Adern entspringe, aus dem das reinste Salz gesotten werden könne.

(Die Fussnote) "Iam ad pagum Auschowitz, qui est in ditione Teplensis monasterii, emicat salsus fons inexhaustis et abnudantibus venis; salem ex eo prebissimum aqua per altem vel solem siccata et dulata confici posse et olim confectum esse, constat inter vicinos omnes." Balbin pag. 34.

Und wieder an einem anderen Orte bemerkt er, daß Auschowitz an Mineralquellen besonders reich sei und führt als die vorzüglicheren 4 an: die zwei schon genannten, die dritte gegen den Wald und die vierte an der Saline gelegene (offenbar der heutige Ferdinandsbrunnen).

(Die Fussnote) "Prae caeteris hac fertilitate gaudet pagus auschowitz; plures habet fontes eosque notiores. Duo adjacent ipsi pago, alius sylvam respicit, quartus ad Salinas positus, quo sum usus in piscatione trutarum (Forellen), quas proximus alit rivus."

In Bezug auf die im nahen Walde, also dem heutigen Marienbad gelegenen Quellen, äußert sich derselbe Referent dahin, daß die erste und vorzüglichere wegen ihres vorherrschenden Salzgehaltes der gesalzene Brunnen und die andere Stenker genannt werde.

(Die Fussnote) "Den Namen Stenker führte die Marienquelle von dem überriechenden Schwefelwasserstoffgas in Volksmunde bis in die neuere Zeit. In den benachbarten Ortschaften werden einzelne Säuerlinge noch immer so genannt."

Die dritte befinde sich bei der Brettmühle und die vierte etwas weiter oberhalb derselben. Dass unter dem gesalzenen Brunnen der heutige Kreuzbrunnen und unter dem Stenker die Marienquelle zu verstehen sei, unterliegt wohl keinem Zweifel. Schwierige dürfte es sein, bei der grossen Menge Säuerlinge, welche sich in Marienbad und im Walde befinden, die beiden letzteren genau zu bestimmen, und diess um so mehr, als die Lage der Brettmühle unbekannt ist. Bei dieser Gelegenheit spricht Hackenschmidt auch von Zahlreichen Gasausströmungen, welche so verderblich wirken, daß darüberfliegende Vögel herabfallen und sterben.

(Die Fussnote) "In eodem loco paucis interjectis passibus ab acidulis salsis visuntur aquae ebullientes sed absque decursu stagnantes, quarum vis et virtus mira, cum praetervolantes aves cujusque generis in eas decidant et emoriantur. Reperiuntur ineadem vicinia exsiccatae fossae, quarum exhalations tam sunt contagiosae, ut similiter emortuae aves reperiantur."

So vie list gewiss, dass der Kreuzbrunnen und die Marienquelle frühzeitig eine gewisse Berühmtheit erlangt und zu Ausgang des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts ärztliche Verwendung gefunden haben. Unser Gewährsmann Hackenschmidt gibt uns über ihren therapeutischen Gebrauch nachstehende Notizen. Nachdem er von den vier im nahen Wald gelegenen Mineralquellen gesprochen, fährt er fort: "Die erste und bekanntere wird wegen ihres vorherrschenden Salzgehaltes die Gesalzene genannt und ärztlich angewendet. So gebrauchen unsere Ordensgeistlichen in ihren körperlichen Leiden keine andere Heilquellen, als diese auf Anordnung des Arztes.

(Die Fussnote) "Primus et notior ob praedominanten salsedinem dicitus salsus ejusque usus medicinalis est. SicReligiosi nostril in defectibus suis corporalibus non aliis utuntur acidulis quam his ex ordinatione medici." - Cfr.BALBIN, pag.66 - Porträt Bohuslav Balbins (1621-1688)

Ihr Ruf war aber bereits in weitere Ferne gedrungen, wie die nachstehenden in den Annalen verzeichneten Krankenheilungen beweisen.

§ 6.

Herr von Kolowrat und Doctor Raudenius

Im Jahre 1609 nahm Joachim von Liebsteinsky, Freiherr von Kolowrat, Herr auf Rabenstein und Liebkowitz, Bäder aus der Marienquelle und zwar auf der Anordnung des Schlaggenwaldes Physikus, Dr.Michael RAUDENIUS.

(Die Fussnote) "Sic anno 1609 Mich.Raudenius Med.Dr. et Physicus Schlaggenwald, ordinavit pro Illustrissimo D.Joachimo …. usum acidularum foetidarum vulgo Stenker, quae procul dubio salubres erant et famosae." Cfr.BALBIN, pag.66.

Bei dieser Gelegenheit bemerkt der Berichterstatter, dass die Auschowitzer Quellen nach dem Urtheile Vieler den Egrischen in der Wirkung gleichgestellt, ja von Manchen vorgezogen werden. .

(Die Fussnote) "De his aquis fide digna relatio multorum, eas in virtute et operatione aequiparari Egrensibus, imo sagaciorum opinio est, his illas anteferri."

Doktor Raudenius, welcher dem Herrn von Kolowrat-Liebsteinsky den Gebrauch unserer Quellen angerathen hatte, kannte dieselben aus eigener Anschauung und stellte damit chemische Versuche an. Es wurde oben bemerkt, daß der Abt Andreas Ebersbach den Auschowitzer Quellen eine größere Sorgfalt zuzuwenden beabsichtigte. Er suchte nun den Doktor Raudenius dafür zu interessieren, um durch dessen Vermittlung das Schlaggenwalder Bergoberamt für die Behebung der Waldreservation günstig zu stimmen und lud ihn zu einem Besuche ein. Auf der Rückseite besuchte Raudenius unser Quellenthal und berichtete in einem Schreiben vom 16.März 1606 an den Abt, daß er den Stenker genauer untersucht, auch einige demselben entnommene Steine den Bergbeamten zur Untersuchung vorgelegt habe; es sei jedoch in denselben keine materia aurichalci, wie man vermuthete, gefunden worden, sondern eine materia vitrioli, die der Quelle einen Vitriolgeist von besonderer Kraft mittheile. Schliesslich versprach Raudenius, über diesen Gegenstand eine Abhandlung zu schreiben. Ueber die Erfüllung dieses Versprechens ist jedoch nichts bekannt.

(Die Fussnote) "Cum ante 14 dies e monasterio domum remearem, virtutes acidularum in Stenker non solum profundius expendi, sed etiam desuper locutus D.Decimatori vulgo Oberamtsverwalter, qui proinde cum Reverendiss. Dominatione Vestra oretenus conferre et negotium pro dignitate promovere deciderat. Lapides mecum huc alltos ostendi nostratibus, qui materiam aurichalci inesse putabant, in discriminatione tamen vulgo Sicherung de metallo nihil inventum. Hinc confirmatur opinio mea, in iis latere materiam vitrioli, quae defctu caloris agentis ad vitrioli perfectionem necdum ascendit; interim tamen ejus modi lapides attribuunt aquis spiritus vitriolares magnae virtutis."

Doktor Prudentius

Ein zweites Beispiel einer durch den Gebrauch der Marienquelle bewirkten Genesung haben wir an Doktor Prudentius, Rath des Kaisers Rudolf II. Dieser durch Gichtschmerzen am ganzen Körper contract, ließ sich auf den Rath des Doktor Hornigk, Physikus in Eger, von Wien nach Auschowitz bringen und nahm warme aus dem Stenker bereitete Bäder mit solchem Erfolge, daß er den Gebrauch seiner Glieder wieder erlangte, aufstehen und gehen konnte.

(Die Fussnote) "Cum Doktor PRUDENTIUS Rudolphi II. Caesaris et Regis Consiliarius toto corpore jaceret contractus et doloribus arthriticis affixus spe sanitatis recuperandae Vienna Auschovicium confugit et humus aquae (es ist früher vom Stenker die Rede) usu vires corporis ita firmavit, ut ex decumbente surgens et ambulans sit factus." Annales Tepl. Tom II.

Wenn in den vorliegenden Fällen die Genesung vorzüglich dem Gebrauche der Bäder zugeschrieben wird, so wird in einem dritten Falle die Trinkkur allein als die heilende Kraft bezeichnet. Der Annalist erzählt nähmlich zum Jahre 1663 (die Kur des Doktor Prudentius fällt in das erste oder zweite Dezennium desselben Jahrhunderts), dass der Stiftsabt Raymund I. Wilfert (1658-1670) auf Anrathen des Karlsbader Arztes Doktor Ferdinand Dueler den gesalzenen Brunnen mit gutem Erfolge getrunken habe. Zu bedauern ist, dass weder die Krankheitsform noch die Art des Gebrauches angegeben wird.

(Die Fussnote) "Nachdem der gesalzene Brunnen genannt war, heisst es unmittelbar: "Sic anno superiori sc.1663 R.D.abbas Raymundus ex praescripto medici Carolobadensis D.Doctoris Dueler in remedium certae infirmitatis adhibuit et notabilem expertus est corporis alleviationem."

Diese wenige Beispiele, welche wohl nur unter vielen ausgewählt wurden, entweder weil sie hervorragende Persönlichkeiten betreffen oder weil die Kur als eine eklatante erschien, zeigen einerseits, dass der Ruf der Auschowitzer Quellen ein schon weit verbreiteter war und trugen andererseits gewiss nicht wenig bei, das Vertrauen der Aerzte und der Kranken in ihre Heilkraft zu befestigen.

§ 7.

Wiederholter Versuch zur Gewinnung von Kochsalz aus dem Ferdinandsbrunnen

Unter demselben Abte Raymund WILFERT, der dem Kreuzbrunnen die Wiederherstellung seiner Gesundheit verdankte, wurde der schon einmal misslungene Versuch, aus dem Ferdinandsbrunnen Kochsalz zu gewinnen, erneuert. Der Annalist berichtet, dass im Jahre 1665 ein gewisser J.C.TONNER, Weltpriester und früher Pfarrer in Brunnersdorf, an K. Leopold I. die Anzeige über die Auffindung (?) eines Salzbrunnens auf der Domaine Tepl unweit des Dorfes Auschowitz erstattete. In Folge dessen wurde eine Lokalkommission, bestehend aus dem Schlaggenwalder Bergoberamtsverwalter G.F.SCHINDLER, dem Stift Tepler Amtshauptmann und dem genannten TONNER abgehalten, das nöthige Bau- und Brennholz angewiesen und die Salzbereitung versuchsweise in Angriff genommen.

(Die Fussnote) "Instituta igitur Commissione, vita et probata aqua confectus sal usibus consuetis adhibitus, prout ipsemet vidi et contrectavi."

Hackenschmidt fügt bei, dass das also gewonnene Salz sehr rein, scharf und schneeweiss gewesen sei. (Die Fussnote) "Deprehensum est, salem esse, qualis optari posset, purissimum, vigoris ut ita dicam experrecti, ad hoc nivei candoris."

Der Bericht des Bergoberamtsverwalters an die k.Hofkammer ist nicht bekannt, scheint jedoch ungünstig gelautet zu haben. Denn, wie unser Referent bemerkt, wurde gegen die Fortsetzung der gemachten Versuche von Seite der Bergbehörde geltend gemacht, dass die Abdämmung der wilden Wässer einen zu grossen Kostenaufwand verursachen und Mangel des zum Betrieb der Schlaggenwalder Zinnwerke so nothwendigen Holzes eintreten würde.

(Die Fussnote) "Illud opponebatur, quod salina habeat annexam aquam ferinam vulgo Wikldwasser, quae sine magnis suntibus sit inseparabilis. Item dicebant Schlackenwaldenses, tale opus in his partibus erigi et practicari non posse nisi cum grandi jactura stanni fodinarum, quibus promovendis deficerent ligna convertenda in salis coctionem."

Die Folge war, dass die Salzsiederei wieder aufgelassen wurde, was der Annalist sehr bedauert, da es wohl zweifelhaft sei, ob Böhmen einen grösseren Gewinn aus Zinn als aus Salz ziehen könne, für das Vaterland wäre es aber gewiss ehrenvoll, wenn es seinen eigenen Salzbedarf erzeugen könnte.

(Die Fussnote) "An autem majus lucrum Bohemiae accrescat per stannum an per salem, qaeustio est, quam sagaciores resolvant. Cerderem, esse pro lauder patriae, ut ipsa salem pararet, quam ut alineo nutriatur!" Annales Tepl.

Damit hatten Versuche zur Gewinnung von Kochsalz aus dem Ferdinandsbrunnen ihre Ende er-reicht.

Längeres Stillschweigen der annalen über Auschowitzer Quellen

Von dieser Zeit an sind wir durch einige Jahrzehnte ohne alle Nachricht über den Zustand der Auschowitzer Quellen. Diese Mangel ist leicht erklärlich aus den Verhältnissen der damaligen Zeit. Das Stift Tepl wurde in kurzer Zeit zweimal (1659 und 1677) durch eine Feuersbrunst eingeäschert und Jahre vergingen, ehe dsie Gebäude nur nothdürftig hergestellt wurden.

Die reservierte Forste waren trotz aller Bemühungen von Seite des Stiftes und wiederholter Versprechungen der Regierung noch immer nicht zurückgegeben, das Stift durfte auf seinem Grund und Boden nicht frei schalten. Dazu kamen, ein in der hiesigen Gegend ausgebrochener Baueraufstand und eine durch Böhmen verbreitete pestartige Krankheit (1680).

Abt Raymund II. widmet den Auschowitzer Quellen grössere Sorgfalt

Diese und andere Umstände mochten wohl die Aufmerksamkeit des Stiftes durch längere Zeit von unseren Quellen ablenken, erklären wenigstens das Stillschweigen der Annalen, bis zu Anfang des 18. Jahrhunderts, wo Abt Raymund II.Wilfert (1688-1724), welcher in einem Zeiträume von dreissig Jahren das Stiftsgebäude in seiner gegenwärtigen Gestalt aufführte, auch den Auschowitzer Quellen wieder eine grössere Sorgfalt widmete.

Da nämlich bereits Kranke aus allen Gegenden, selbst aus Baiern und Sachsen, zu unseren Quellen Zuflucht nahmen und Viele durch deren Gebrauch ihre Gesundheit wieder erlangten, liess Abt Wilfert auf den Rath des Stiftsordinarius Dr. CURTIUS die Quellen reinigen und erweitern und so der Benützung der Kurgebrauchtenden zugänglicher machen (1710).

(Die Fussnote) "Ob copiosum hominum undequaque adventantium concursum etiam ex Bavaria et Saxonia sanitatis aut recuperandae aut consertvandae gratia ad acidulas nostras penes villam Hammerhofianam sitas confluentium, Reverendiss, Abbas juxta ordinarii nostri medici D.CURTII consilium praedictarum acidularum scaturiginem, emundari, ampiari et sic in posterorum utilitatem conservari fecit, apud quas permulti integrae sanitati sunt restituti et maxime pauperes curam suam majalem cum effectu optimo gratis per - et exsolvunt." Annales Tepl. Tom. 7.

Auch das nahe Schlösschen HAMMERHOF verdankt ihm seinen Ursprung. Es war bestimmt zum Aufenthalt der Stiftsgeistlichen während der Maiferien und zur Aufnahme von Kurgästen.

Erste Versendung

Um jene Zeit fing man auch an, das Wasser der Auschowitzer Quellen zu versenden. Die Annalen (Annales Tepl. Tom 8.) berichten nämlich, dass dasselbe in Fässer gefüllt, besonders in die ehemaligen Klöster Kladrau bei Mies und Plass bei Pilsen überführt und mit dem besten Erfolge angewendet wurde. Der Abt des letzteren, Eugenius TYTTL, hatte die Genesung von einer gefährlichen Krankheit lediglich dem Gebrauche des Stenkers zu danken (1724).

§ 8.

Tepler Salz

Um den mit einer derartigen Versendung verbundenen Schwierigkeiten zu begegnen und den Kranken in der Ferne den Gebrauch unserer Heilquellen zu erleichtern, kam der Laienbruder und Apotheker des Stiftes Tepl, Damian Schulz, auf den Gedanken, das Wasser des."gesalzenen Brunnens" abzudampfen und Salz daraus zu bereiten (1749). Der Erfolg war vollkommen entsprechend. Das gewonnene Salz kam bald wegen seiner auflösenden Wirkung im In- und Auslande in Aufnahme und unter dem Namen "TepIer Salz" (sal Teplensis) in den Handel. Ein Pfund kostete damals 2 fl.

(Die Fussnote) "Hoc anno (1749), postquam Fr. Damianus Schulz, Canonicus. Teplense et pharmacopoeus noster insignis acidulas Auschovicenses per salem inde coctum ubique divulgasset et undique ad Imperium, Saxoniam, SiIesiam, Moraviam, Austriam praefatus saI ob suam singuIarem in laxande virtutem peteretur (una libra vendebatur pro 2 fl.) .., Annal. TepI. Tom.19, pag. 150."

Dr.Springsfeld

Dadurch wurde der Ruf der Auschowitzer Quellen noch mehr begründet, so dass der damalige Abt Hieronymus Ambros (1741-1767) sich bestimmt fühlte, das Gutachten eines Fachmannes darüber einzuholen. Er wandte sich an den sächsischen Arzt Dr. Springsfeld, welcher sich über die Eigenschaften des Salzes sehr günstig aussprach und erklärte, dass das Stift Tepl an den Auschowitzer Quellen einen verborgenen Schatz besitze. Springsfeld rieth dem Abte, auf der Ebene ausserhalb des Waldes ein Gebäude zur Aufnahme der Fremden aufführen und das Mineralwasser dahin in unterirdischen Röhren leiten zu lassen. Zugleich versprach er, seine Ansicht über den Gehalt und die Gebrauchsweise der Quellen in einer eigenen Schrift zu veröffentlichen. Allein dieses Versprechen blieb unerfüllt, glücklicherweise auch die Ausführung der von ihm empfohlenen Leitung. (Das gegentheilige Project -die Hinaufleitung des Ferdinandsbrunnens wurde in den Jahren 1869 und 1870 verwirklichet.)

Erste Fassung des Kreuzbrunenns

Indessen setzte Damian Schulz, ohne die Herstellung des projectirten Gebäudes abzuwarten, seine lobenswerthen Bemühungen zu Gunsten des gesalzenen Brunnens fort. Er ließ denselben durch Dämme gegen den Zutritt wilder Wässer sichern, mit Quadersteinen einfassen und in der Nähe ein hohes, aus Holzstämmen gezimmertes Kreuz aufrichten.

(Die Fussnote) "Interim, antequam aedificium meditatum in lucem prodeat, R. F. Damianus fontem hunc, ex qua tot sanitatum beneficia promanant, Iapide quadrato coronari, crucem trabulam erigi et ad extra vallo contra inundationem aquarum muniri fecit."

Und von diesem Kreuze, dem Zeichen der Erlösung, erhielt der gesalzene Säuerling den Namen "des Brunnens beim Kreuze" oder "Kreuzbrunnen", unter welchem er in Europa, ja über dessen Grenzen hinaus bekannt und gefeiert ist und alljährlich Tausenden Heilung und Linderung ihrer Leiden verschafft.

§ 9.

Medizinsche Schriftsteller

Die seitherigen Nachrichten über unsere Quellen verdanken ihren Ursprung fast ausschliesslich Laien. Am Ende dieser Periode treten in der Geschichte unseres Kurortes auch zwei medizinische Schriftsteller auf, nämlich Scrinci und Zauschner.

Johann Anton Josef Scrinci

Scrinci, Professor der medizinischen Klinik, der Experimentalchemie und Physik in Prag, wurde vom Abte Ambros zur Vornahme einer Analyse eingeladen. Er unterzog sich dieser Arbeit und veröffentlichte das Resultat seiner Untersuchung über die "Tepler Quellen" in einer Abhandlung

(Joannes Anton Joseph Scrinci. Tractatus de fontibus soteriis Teplensibus in regno Bohemiae atque eorum praestantissimo sale nec non usu in diversissimis affectibus morbosis in maximam aegrotorum salutem conscriptus. August, Vindel. 1760. - "Ejusdem. Abhandlung von dem Tepler Gesundbrunnen. Augsburg 1760" (ein Auszug aus dem ersten).

Scrinci zählt 6 Quellen auf und zwar unter folgenden Namen:

1. Schwefelbad oder Stenker (die heutige Marienquelle).
2. Gesalzener trüber Sauerbrunn (Ferdinandsbrunn?).
3. Ordinari Trink-Sa.uerbrunn Nr. 1 (Ambrosiusbrunn).
4. Ordinari Trink-Sauerbrunn Nr. 2 (?).
5. Gesalzener Sauerbrunn Nr. 1 (Kreuz brunn).
6. Gesalzener Sauerbrunn Nr. 2 (der früher bestandene sogenannte Brechsäuerling nahe bein! Kreuzbrunn).

Er sagt unter Anderem, dass aus dem gesalzenen Sauerbrunn ein Salz gewonnen werde, welches dem Karlsbader ganz gleich kommt und dieselben Wirkungen hervorbringt, wie diess durch viele Beispiele bestätiget werde.

(Die Fussnote) "Ita sequitur operatio per alvum praecipue, deinde urinam, augetur simul transpiratio eo fere modo ut in thermis Carolinis (quod millena alque millena exempla aegrotorum pristinae sanitati restitutorum comprobant), pag, 44."

Johann Josef Zauschner

Zauschner, Medic. Candidatus in Prag, machte öfter botanische und mineralogische Excursionen und kam auf einer dieser Wanderungen nach Auschowitz, um die benachbarten Wälder zu durchstreifen. Von den Landleuten auf die nahen Mineralquellen aufmerksam gemacht, verfügte er sich alsbald dahin, nahm sie mit grossem Interesse in Augenschein und fasste den Entschluss, diese Quellen zu untersuchen und das Resultat in seiner medizinischen Inaugural-Dissertation bekannt zu machen. Nach Prag zurückgekehrt holte er die Erlaubniss der medizinischen Fakultät ein und erhielt sie um so bereitwilliger, als die Kaiserin Maria Theresia mit Rescript vom 20. Jänner 1763 den Befehl erlassen hatte, alle Mineralwässer in ihren Staaten chemisch zu untersuchen und medizinisch zu beschreiben. Zauschner begab sich nun noch einmal nach Auschowitz und wählte unter den aufgefundenen Quellen drei zu seinem Zwecke. Diese analysirte er und bestimmte ihre Wirkungen nach den von ihm vorgefundenen Bestandtheilen, wie es der damalige Standpunkt der Medizin mit sich brachte.

In der Dissertation ("Dissertatio inauguralis medica de elementis et viribus trium aquarum mineralium. Teplensium. Pragae, 1766), welche 1766 erschien und dem Abte Hieronymus Ambros gewidmet ist, werden die drei Quellen unter den Namen, die sie noch gegenwärtig tragen, aufgeführt, nämlich: der Ambrosiusbrunn, die Marienquelle und der Kreuzbrunn. Der Ambrosiusbrunnen erhielt seinen Namen von dem eben genannten Abte Ambros in dankbarer Erinnerung der Verdienste, welche er sich um Marienbads Quellen erworben, die Marienquelle von dem an einem nahen Baume befestigten Marienbilde und der Kreuzbrunnen, wie schon erwähnt, von dem dort aufgerichteten hölzernen Kreuze.

(Die Fussnote) "Auschowitzio juxta montium dextram viae regiae Egram versus ducentis occupantium radicem procedenti sylvamque subintranti ad radicem montis occurrit primum fons limpidissimus, saporis gratissimi, sed caduci, quem in gratam memoriam Reverendiss. Perillust. ac Ampliss. D. Abbatis Hieronymi Xaver Ambros Ambrosinm placuit compellarc. "Ambrosias Ambros nomine fecit aquas." - Inde nonnihil nItra in montem ascendendo mox suo hepatis sulphuris odore se manifestat fons alter ex occasione Virginis Mariae in tabulam adpictae Marianus congrue vocandus. - A quo si-nistrorsum discedendo pertingis ad tertium fontem subsalsum, lenissime ex acido adstringentem primum, dein amarescentem nonnihil et pauxillum lixiviosum, qui ex imagine Servatoris crnci affixi in signum posita fons crucis nomine dicetur." (ad lect.pag. 8 seq.)

Was nun die allerdings ungenaue Analyse anbelangt, wie sie nach den damaligen Grundsätzen der Chemie möglich war, so wollen wir hier nur die von ihm namhaft gemachten Bestandtheile des Kreuzbrunnens aufzählen. Zauschner findet in demselben:

1. Vitriolum martis fugax primum, dein acido vitriolico spoliatam terram martialem. 2. Terram alcalinam. 3. Salem alcalinum fixum acidularem. 4. Salem neutrum acidularem. 5. Muriam fontanam, 6. Aquam communem simplicem seu talem, quae enumeratorum principiorum ultra nihil suppeditat.

Was den inneren Werth dieser beiden medizinischen Abhandlungen anbelangt, so urtheilt schon Nehr darüber sehr geringschätzig und hält sie für oberflächlich und werthlos. Er sagt: "Weder einer noch der andere hat je die Wirkung auf den menschlichen Organismus mit Beharrlichkeit geprüft, noch nach Erfahrungen beurtheilt" (Nehr Johann Josef, Beschreibung der mineralischen Quellen zu Marienbat, Carlsbad 1813) Indess trugen sie doch bei, den Ruf Marienbads weiter zu verbreiten.

Badeschriften

In Badeschriften, welche in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erschienen sind, wird unserer Quellen nur mit wenigen Worten gedacht, so bei Kranz (Kranz Heinrich Johann, Gesundbrunnen der österreichischen Monarchie, Wien, 1774), Kühn (Kühn Johann Gottlieb, Systematische Beschreibung der Gesundbrunnen und Bäder Deutschlands. Breslau und Hirschberg 1789), Scheidemantel (Scheidemantel Friedrich. Christian. Gottlieb, Anleitung zum vernünftigen Gebrauche aller Gesundbrunnen und Bäder Deutschlands, deren Bestandtheile bekannt sind, Gotha 1792), Zückert (Zückert, Systematische Beschreibung aller Gesundbrunnen und Bäder Deutschlands, Görlitz 1795).

Das sind die wenigen fragmentarischen Berichte, welche wir in der ersten Periode der Geschichte unseres Kurortes, d. i. bis gegen das Ende des vorigen Jahrhundertes besitzen. Wenngleich damals, wie das Dunkel der Wälder, in denen diese Quellen verborgen lagen, auch das über ihnen selbst schwebende Dunkel bereits in etwas gelichtet war, so blieb doch die meiste und schwerste Arbeit der Zukunft überlassen. Die hier im Schoosse der Erde ruhenden Schätze harrten des kundigen Zauberwortes, welches sie an das Tageslicht zu ziehen verstände, des schöpferischen Geistes, der ihren Werth erkennend und würdigend es sich zur Lebensaufgabe machte, dieselben im Dienste der leidenden Menschheit zu verwerthen. Der Mann, der diese Aufgabe löste, war Johann Josef Nehr, und mit ihm beginnen wir die zweite Periode in der Geschichte Marienbads.

(Fortsetzung.)

Erste Periode

Zweite Periode

Dritte Periode

Vierte Periode

Fünfte Periode

Sechste Periode

Siebente Periode